Der gleiche Rhythmus stärkt das Wir-Gefühl

In der Tagepflegeeinrichtung der Caritas haben die Senioren den Stepptanz mit Löffeln entdeckt

Karlstein. Ein wirksames Rezept, um im Alter fit zu bleiben, ist Beweglichkeit. Wer viel trainiert und Gymnastik macht, kann die Muskulatur und die Gelenke stärker, somit für mehr Standsicherheit sorgen. Im breiten Spektrum der Fitnessangebote hat der Caritasverband Aschaffenburg für die Senioren in der Tagespflegeeinrichtung Am Oberborn in Karlstein jetzt den Stepptanz neu entdeckt. Dabei können alle mitmachen, sich auch im Sitzen zum Rhythmus der Musik bewegen und gemeinsam akustisch Akzente setzen.

In Anlehnung an das Kinderlied heißt es in der Seniorengruppe der Tagespflege „Zeigt her eure Füße“. Betreuungsassistentin Brigitte Meder und Susanne Günther, stellvertretende Pflegedienstleiterin, bitten die im Halbkreis sitzenden Senioren, ihren rechten Fuß zu heben. Unter dem Schuh wird mit Klebeband ein Teelöffel befestigt, der wie ein Perkussion-Instrument funktioniert und die gleiche Wirkung hat wie die Metallplatten an den Schuhen der Stepptänzer.

Nach einer kurzen theoretischen Einweisung geht es los. Brigitte Meder berührt die Bildfläche ihres Handys und die ersten Töne des Songs „Wellerman“ von Nathan Evans erklingen. Das berühmte Shanty ist hat einen guten Rhythmus. „Das Tempo passt prima, da kommen unsere Senioren mit“, sagt Brigitte Meder und klatscht immer dann in die Hände, wenn die Tänzerinnen und Tänzer mit Fuß und Löffel auf den Boden klopfen sollen.

An diesem Stepptanznachmittag besuchen ein Dutzend Senioren die Tagespflegeeinrichtung im Haus der Begegnung. Dort bietet die Caritas älteren und hilfebedürftigen Menschen, die tagsüber Hilfe und Betreuung benötigen, aber weiterhin in ihrer Wohnung oder bei ihrer Familie leben möchten, an fünf Tagen in der Woche eine aktivierende Pflege, therapeutische Hilfen sowie ein vielseitiges Beschäftigungsprogramm an. Alle können sich individuell aussuchen, wie oft sie zur Tagespflege kommen.

Die Stepptanzgruppe hat ein gutes Taktgefühl und schafft es meistens, auf den Punkt genau, gemeinsam ihr silberfarbenes Schlagzeug unter dem Fuß erklingen zu lassen. Viele schauen nach links und rechts und orientieren sich beim Nachbarn, um im Rhythmus zu bleiben und den Anschluss nicht zu verlieren. Die Musik sorgt dafür, dass aus der heterogenen Seniorenrunde eine harmonische Einheit wird.

Die Senioren erinnern sich an Filme mit steppenden Tänzerinnen und Tänzern und an Auftritte von Fred Astaire, Sammy Davis Junior oder später von Michael Flatley und seinem Riverdance. In den Shows am Broadway in New York und in amerikanischen Varieté-Theatern erlebte der Stepptanz zwischen 1900 und 1960 seine Blütezeit.

In der Stepptanzgruppe der Caritas-Tagespflege schunkeln manche zur Musik, andere unterstützen mit den Händen den Oberschenkel, die Gesichter entspannen sich, der Blick in die bewegte Runde lässt viele lächeln. Die Löffel bringen den Senioren jede Menge Spaß. Das gemeinsam generierte Klangbild stärkt die Gruppe, die erst am Anfang der Stepptanzübungen steht. „Wenn wir mehr Erfahrung haben, werden wir weitere Varianten des Löffel-Stepptanzes ausprobieren“, sagt Betreuerin Brigitte Meder.